Im Mai 2023 stehlen Kriminelle Daten von Netzwerk EduBS, darunter Unterrichtspläne, Briefe, Prüfungen, also potenziell sensible Inhalte von über 700 Personen in der Region Basel. Im gleichen Monat werden Projektdaten von einem IT-Betrieb des Bundes gestohlen, darunter Pflichtenhefte, Offerten oder Korrespondenzen aber auch Adressen von Bundesräten und Polizisten. Diese Liste liesse sich fast unbegrenzt weiterführen und illustriert nur einen kleinen Ausschnitt aus der Vielfalt von Gefahren von Cyber-Attacken. An dieser Stelle kommt die Cybersecurity zum Einsatz. Doch was bedeutet Cybersecurity, welches sind Ihre Aufgaben und wie kann ich als Anleger*in diesem Bereich investieren?
In unserem Leben sind intelligente Geräte wie Smartphones, Lautsprechersäulen und Wearables, das Internet der Dinge, Cloud-Computing, Serviceroboter, soziale Roboter und KI-Systeme nicht mehr wegzudenken. W-LAN als Zentrum der Datenströme, damit sich Geräte und Systeme vernetzen und Menschen und Maschinen interagieren und kommunizieren können. Ein ideales Tummelfeld für Hacker und sonstige Unbefugte, welche sich unerlaubt Zugriff auf Hard- und Software beschaffen und dies für Datendiebstahl, Hinterlegen von schädlicher Software, etc. missbrauchen, zwecks Erpressung der Geschädigten oder aus anderen Gründen.
Unter Cybersecurity verstehen wir im engeren Sinne IT-Konzepte, -Richtlinien und Massnahmen sowie spezielle Soft- und Hardware, welche helfen sollen, Systeme und Daten zu schützen. Im weiteren Sinne versteht man darunter auch den Schutz von Netzwerken, Computersystemen, cyber-physischen Systemen und Robotern vor Diebstahl oder Beschädigung von Hard- und Software oder von verarbeiteten Daten sowie vor Unterbrechung oder Missbrauch der angebotenen Dienste und Funktionen. Dabei kann es sich sowohl um persönliche wie auch betriebliche Daten handeln.
Zu den Opfern von Cyber-Attacken zählen nicht nur Unternehmen, sondern auch Privatpersonen und, aus Anlegersicht nicht zu unterschätzen, auch Staaten, Regierungen oder militärische Organisationen. Die Breite an Schadenspotential sagt einiges über die Anforderungen an die Anbieter von Lösungen wie auch an die Entwicklungschancen des Marktes aus.
Dementsprechend erscheint das Geschäft um die Cyber Security als sehr vielversprechend. Marktkenner rechnen mit einem jährlichen Wachstum zwischen zehn und fünfzehn Prozent für die nächsten fünf bis zehn Jahre, das gesamte Marktvolumen wird dereinst mit rund zwei Billionen veranschlagt.
Ganz generell habe ich zwei Optionen: ich versuche zu ermitteln, welche Titel das beste Chancen/Risiko-Verhältnis aufweisen und investiere in den einen oder andern Einzeltitel.
Wenn ich kein Experte auf dem Gebiet bin, suche ich nach einem «Korb», welcher allenfalls in verschiedene vielversprechende Titel investiert und somit mit einer entsprechenden Diversifikation eine angemessene Diversifikation anstrebt. Im nächsten Kapitel befassen wir uns mit der Variante «Korb» in Form von Exchange Trades Funds (ETF).
Der volumenmässig grösste ETF in diesem Bereich ist der ETF des britischen Anbieters Legal & General
L&G Cyber Security UCITS ETF
(ISIN IE00BYPLS672)
Das Fondsvolumen beträgt Stand Anfang 2024 rund 2,5 Mia. Euro, die TER ist mit 0.60 Prozent eher an der oberen Grenze, dafür repliziert der ETF physich. Als thesaurierender ETF investiert er allfällige Dividenden direkt wieder in neue Anlagen. Es finden somit keine Ausschüttungen statt.
Der ETF enthält rund 40 Positionen, die nachfolgenden grössten Positionen stellen das who is who der Unternehmen im Bereich Cyber Security dar:
1. Crowdstrike
2. Trend Micro
3. Palo Alto Networkd
4. Nortonlifelock
5. Cloudflare
6. Qualys
Die grössten Positionen betragen pro Position aktuell zwischen fünf und sechs Prozent des ETF-Volumens, womit von einer ansprechenden Diversifikation ausgegangen werden kann. Die zehn grössten Positionen machen rund fünfzig Prozent des gesamten ETF-Volumens aus.
Wie oft bei solchen ETF's spielt die Musik in den USA, weshalb die USA mit über siebzig Prozent vertreten ist, auf Platz zwei liegt Israel mit etwas über zehn Prozent. Der Bereich Technologie macht knapp fünfundneunzig Prozent aus, Telekommunikation rund vier Prozent und das verbleibende Prozent wird als «Industrie» bezeichnet.
Der volumenmässig zweitgrösste und möglicherweise bekannteste ETF ist der
iShares Digital Security UCITS ETF USD, accumulated
(ISIN IE00BG0J4C88)
Das Fondsvolument beträgt rund 1.5 Mia. EURO, die TER ist mit rund 0.40 Prozent etwas günstiger und für einen physisch replizierenden Themen-ETF vertretbar. Accumulated bedeutet thesaurierend, also auch hier eine direkte Wiederanlage von Dividenden. Der ETF ist auch als ausschüttende Version erhältlich.
Diese ETF-Variante ist etwas breiter gefasst und umfasst rund 150 Titel. Aktuell hat kein Titel mehr als drei Prozent und die grössten zehn Positionen umfassen etwas über zwanzig Prozent des ETF-Volumens. Auch die Regionenverteilung ist etwas anders, USD unter siebzig Prozent, auf Platz zwei Japan mit etwas über zehn Prozent, als nächste Länder folgen Taiwan, Deutschland und Israel.
Die Nummer eins im ETF ist wie beim L & G Crowdstrike, danach folgen Nutanix, Arista Networks und Zscaler.
Da es sich um einen wohl sehr interessanten Zukunftsmarkt handelt, der aber mehrheitlich bereits sehr hoch bewertet und hoch volatil ist, muss ich mir die Fragen stellen, ob ich mich im Bereich der Cybersecurity bestens auskenne. Kenne ich die technische Entwicklung und habe ich genügend Detailkenntnisse über die einzelnen Unternehmen in diesem Bereich? Wenn ich diese Frage nicht klar bejahen kann, sehe ich für nicht allzu erfahrene Investorinnen und Investoren gemäss nur eine Option:
Um dies zu illustrieren, lohnt sich ein Blick auf die Rendite der ETF's in den vergangenen fünf Jahren. Während wir in den vergangenen fünf Jahren auf eine Rendite von zwischen 60 und 70 Prozent schauen dürfen, beträgt diese in den letzten drei Jahren rund 20 bis 30 Prozent, die letzten 12 Monate weisen sogar eine Minus-Performance von zwischen 10 und 20 Prozent aus. Der langfristige Chart weist also einen unschönen Knick auf, diejenigen, welche erst seit einem oder zwei Jahren investiert sind, brauchen hier starke Nerven.
Crowdstrike als Beispiel hat den Umsatz in den vergangenen vier Jahren mindestens vervierfacht (in den letzten sieben Jahren vervierzigfacht), jedoch weist das Unternehmen nach wie vor einen Verlust oder je nach Quelle ganz aktuell einen kleinen Gewinn aus. Eine Dividende ist somit nicht möglich, das KGV ist aufgrund des Verlustes nicht berechenbar oder beträgt bei der Annahme eines aktuell kleinen Gewinnes 80 bis 100, d.h. ich zahle pro Franken Gewinn rund 80 bis 100 Franken.
Bei Cloudflare beträgt das KGV wohl sogar rund 130. Wenn ich also ein Unternehmen – dies nochmals als anschauliches Beispiel – kaufen möchte, welche tausend Franken Gewinn erwirtschaftet, müsste ich dafür einen Preis von 130'000 Franken entrichten.
An dieser Stelle sei also nochmals wiederholt, dass sehr viel Know How und Zuversicht vorhanden sein muss, um in diesem Bereich auf Einzeltitel zu setzen. Für mich selber ausgeschlossen. Auch an der Börse gilt übrigens «the winner takes it all», d.h. es bleiben wenig Gewinner und viele Verlierer, Qualität ist auch hier teuer und wir wissen nicht welches Unternehmen in fünf Jahren wo steht oder stille und leise verschwunden ist.
Aus den obigen Zeilen ist zu erkennen, dass wir uns hier in diesen Themen-ETF's, also ETF's, welche nicht z.B. ganze Regionen abdecken sondern sich auf einzelne Themenbereiche fokussieren, in einer sehr interessanten und wohl äusserst zukunftsträchtigen Umgebung befinden, dabei aber auch kritisch erkennen müssen, dass wir die komplexe Thematik wohl nur unzureichend verstehen, die aktuellen Bewertungen sehr hoch und die Volatilität nichts für schwache Nerven ist.
In diesem Zusammenhang verweise ich auf die Literatur, welche zum Schluss gelangt, dass Branchen- oder Themen-ETF oft schmal an der Grenze zwischen langfristigem Trend und kurzfristigem Hype liegen und der Trend, wenn er denn der breiten Anlegerschaft präsent ist, im Zyklus und auch in der Preisentwicklung schon weit fortgeschritten ist.
Anders formuliert sind solche Themen-ETF inhaltlich oft äusserst spannend, generieren aber auf lange Sicht oft keine Über-Performance gegenüber einem Welt-Index, z.B. in den ETF des MSCI World. Ich persönlich habe damit die gleiche Erfahrung gemacht und wäre rein performancetechnisch mit einem Welt-Index, bei weniger Risiko da mehr Diversifikation, besser gefahren.
Zum Schluss noch ein paar interessante Links, welche diese Themen punktuell ebenfalls behandeln. Ich kann keine Verantwortung für die Inhalte der nachfolgenden Links übernehmen, lege aber gerne die eine oder andere aus meiner Sicht lesenswerte und lehrreiche Website ans Herz:
Und natürlich die
bei welcher ich sogar als Mitgründer aufgeführt bin. Die Partnerseite davon heisst
www.grossmutters-sparstrumpf.de
Diese beiden Seiten sind für mich etwas Spezielles, da ich persönlich mit Christian Thiel verbunden bin und schon das eine oder andere Mal an seinem Geldseminar in Berlin referieren durfte. Ebenfalls interessant finde ich
Albert Warnecke durfte ich ebenfalls als Referentenkollegen kennenlernen. Im Gegensatz zu mir referiert er nicht nur, sondern er schreibt auch. Ich zähle sein Buch zu einem meiner Lieblingsbücher, seine Klarheit und auch seine sprachliche Klinge ist kaum zu überbieten.
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Hinweis: die in diesem Blog vorgestellten Ideen und Anregungen beruhen auf persönlichen Erfahrungen des Autoren und stellen keine allgemeingültigen Tatsachen dar. Ebenso stellt keiner der Inhalte dieses Blogs eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
Luzern, im Februar 2024
Alexander Gonzalez
eidg. dipl. Experte in Rechnungslegung & Controlling
Master Professional veb.ch in Accounting®